Das Bruttoinlandsprodukt, abgekürzt BIP, ist ein Maß dafür, wie viel eine Volkswirtschaft in einem bestimmten Zeitraum – meist in einem Jahr – produziert. Genauer gesagt: Es zeigt, wie viele Waren und Dienstleistungen in einem Land hergestellt wurden – in Geldwert gerechnet.
Das BIP wird oft verwendet, um zu sehen, ob es einer Wirtschaft gut geht oder nicht. Wenn das BIP steigt, spricht man von Wachstum. Wenn es sinkt, nennt man das Rezession.
Ein einfaches Beispiel:
Stellen Sie sich vor, Deutschland wäre ein großer Bauernhof. Alle Produkte, die dort im Laufe eines Jahres geerntet oder hergestellt werden – zum Beispiel Kartoffeln, Milch, Möbel, Maschinen oder auch ein Friseurbesuch – zählen zum BIP. Wichtig ist: Alles muss innerhalb Deutschlands produziert worden sein, egal ob von deutschen oder ausländischen Firmen.
Was zählt zum BIP?
Zum BIP zählen:
- Güter, die hergestellt werden (z. B. Autos, Maschinen, Brot),
- Dienstleistungen, die erbracht werden (z. B. ein Haarschnitt, eine Rechtsberatung, eine Taxifahrt),
- nur das, was im Inland produziert wird (also innerhalb der Landesgrenzen, egal ob von einer deutschen oder ausländischen Firma).
Wie wird das BIP berechnet?
Es gibt drei Hauptwege, das BIP zu berechnen. In der Praxis nutzen Fachleute oft alle drei und vergleichen die Ergebnisse.
1. Entstehungsrechnung – Was wird produziert?
Diese Methode fragt:
Welche Wirtschaftsbereiche haben wie viel produziert?
Beispiele:
- Industrie
- Baugewerbe
- Dienstleistungen
- Land- und Forstwirtschaft
Alles wird zusammengerechnet – also der Gesamtwert der hergestellten Güter und Dienstleistungen, abzüglich der sogenannten Vorleistungen (das sind Materialien, die ein Unternehmen von anderen kauft, um weiterzuverarbeiten).
Beispiel mit Vorleistungen:
Stufe | Produkt | Verkaufspreis | Vorleistung | Wertschöpfung (zählt fürs BIP) |
---|---|---|---|---|
Bauer | Weizen | 100 € | – | 100 € |
Mühle | Mehl aus Weizen | 250 € | 100 € (Weizen) | 150 € |
Bäckerei | Brot aus Mehl | 400 € | 250 € (Mehl) | 150 € |
Gesamt BIP | – | – | 100 + 150 + 150 = 400 € |
Ohne Abzug der Vorleistungen würde man 750 € ansetzen – das wäre eine starke Überschätzung, weil dieselbe Leistung mehrfach auftaucht.
2. Verwendungsrechnung – Wofür wird Geld ausgegeben?
Hier wird gefragt:
Wofür geben die Menschen, Unternehmen und der Staat Geld aus?
Dazu gehören:
- Konsum (zum Beispiel Einkäufe im Supermarkt)
- Investitionen (z. B. neue Maschinen)
- Staatsausgaben (z. B. für Schulen oder Straßen)
- Außenhandel (Exporte minus Importe)
Alles zusammen ergibt das BIP.
3. Verteilungsrechnung – Wer bekommt das Geld?
Diese Rechnung zeigt, wie sich das erwirtschaftete Geld verteilt:
- auf Löhne und Gehälter
- auf Unternehmensgewinne
- auf Steuern (abzüglich Subventionen)
Warum ist das BIP wichtig?
Das BIP zeigt, wie gut es der Wirtschaft geht:
- Wenn das BIP wächst, geht es den meisten Menschen besser. Es gibt mehr Jobs, höhere Einkommen, mehr Kaufkraft.
- Wenn das BIP schrumpft, spricht man von einer Rezession. Dann kann es sein, dass Menschen ihre Arbeit verlieren oder Firmen weniger verkaufen.

Aber: Das BIP sagt nichts darüber aus, wie gerecht oder nachhaltig das Wirtschaften ist. Es zählt nur Geldwerte, nicht z. B. Glück, Umwelt oder Gesundheit.